Die Entstehungsgeschichte von Nusplingen
Die Ursprünge der Siedlung Nusplingen sind nicht bekannt. Archäologische Untersuchungen lassen auf Siedlungsplätze in vorrömischer Zeit hindeuten und bei Ausgrabungen wurden zwei Alemannenfriedhöfe aus dem 4. Jahrhundert freigelegt. Ebenfalls ist aus dem Jahre 842 eine Urkunde vorhanden. Darin wird ein Ort mit dem Namen Nusplingen genannt. Ein „Salomon“ überträgt zusammen mit seiner Mutter „Meginrada“ dem Kloster St. Gallen Besitztümer in Nusplingen. In einer weiteren Urkunde aus dem Jahre 889 ist ebenfalls ein Ort Nusplingen erwähnt, in dieser Urkunde schenkt König Arnolf seinem Kaplan Elolf eine von ihm als Lehen innegehabte Kapelle. Somit dürfte Kaplan Elolf der erste Geistliche von Nusplingen gewesen sein.
In der Forschung ist jedoch noch umstritten, ob es sich in den Urkunden um unser Nusplingen handelt oder um das andere Nusplingen bei Stetten am kalten Markt. Nach Dr. Hans Jänichen spricht einiges dafür, dass in der Urkunde des Salomon aus dem Jahre 842 die Siedlung Nusplingen an der Bära gemeint ist. Er vergleicht dabei verschiedene Urkunden miteinander, wobei in einer Urkunde die Nähe eines Gutshofes des Klosters St. Gallen, der in „Pettinwilare“ lag, zu dem Ort Nusplingen bezeugt ist. Aus dieser letzten Urkunde aus dem Jahre 851 geht hervor, dass eine Tagung von Adeligen stattfand, bei der unter Vorsitz von zwei königlichen Sendboten 27 Zeugen über strittigen Besitz der Gegend berieten. Darunter sind auch sieben Zeugen, die schon 842 dabei waren, als Salomon und seine Mutter Meginrada Güter zu Nusplingen an das Kloster St. Gallen schenkten.
Pettinwilare lag in der Südostecke der Markung Unterdigisheim an der Markungsgrenze gegen Nusplingen, wo sich heute noch der Flurname Gettenweiler findet, der bereits zu Anfang des 14, Jahrhunderts im Hartheimer Flurnamen „am gettenwiler stig“ auftritt.
Durch die archäologischen Grabungen von 1997 bis 1999 in der Alten Friedhofskirche dürfte ein weiterer Beweis erbracht sein, dass es sich um unser Nusplingen handeln muss. Zwar fehlt bei der Interpretation der Baubefunde eine durchgängige Stratigrafie. Doch der älteste steinerne Kirchenbau ist bruchstückhaft überliefert. Die Lage der Westwand, die Breite und die maximale Osterstreckung der Kirche lassen sich festmachen. Es dürfte sich um einen schlichten Saalbau mit einer schiefwinkligen Ostwand gehandelt haben. Westlich davon befand sich der Friedhof mit einer dichten Anordnung der Gräber.
Besondere Bedeutung aber haben zwei Gräber, das eine im Süden direkt unter der Schiffswand, das andere im Norden innerhalb der Kirche. Beide sind reine Erdbestattungen. Die Lage der Gräber zum Kirchenbau lässt vermuten, dass es sich bei den Toten um die Gründer des Kirchenbaus handelt oder zumindest um Mitglieder der Gründungsfamilie. Nach Oberkonservator Erhard Schmidts Hypothese könnte es sich bei dem Grab unter der Südwand um den Toten handeln, zu dessen Gedenken die Kirche erbaut wurde und bei dem anderen Grab auf der Nordseite um den Toten, der die Kirche errichten ließ.